Slow Travel: ein Trend für die Zukunft
Reisen ist bei uns heutzutage fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Nie war es einfacher – abgesehen von der derzeitigen Pandemie – sich mit vergleichsweise wenig Geld und Aufwand innert weniger Stunden von einem Land ins Nächste zu befördern. Die wenigen Wochen im Jahr werden optimal genutzt, um schnell und komfortabel aus dem Alltag zu entfliehen. Möglichst viel Erleben in der kurzen Zeit, die man zur Verfügung hat. Einmal ans Meer hier, einmal Aktivferien dort und noch ein paar Städtetrips dazwischen. Alles kein Problem und wer es sich einfach machen möchte, bucht gar eine Pauschalreise – alles inklusive. Doch erreicht man damit wirklich das Ziel, sich bestmöglich vom Alltagsstress zu erholen? Ich bezweifle es. Ja, nicht selten hört man Sätze wie «Jetzt brauche ich Ferien von den Ferien». Gerade bei diejenigen, welche ihren Urlaub akribisch planen, damit jedes Touristen-Fleckchen besucht wird, ist Stress vorprogrammiert.
Was ist Slow-Travel?
Vor einiger Zeit bin ich über den Begriff «Slow Travel» gestossen, und habe festgestellt, dass ich dieses Konzept nicht nur als die beste Art die Welt zu entdecken erachte, sondern dass ich das unbewusst schon länger lebe. Gemäss dem deutschen Zukunftsinstitut steht Slow Traveling «für eine Neubewertung von Erlebnissen. Das, was bisher das Ideal der modernen Erlebnisgesellschaft ausgezeichnet hat, nämlich möglichst viel neuer Input, maximal gesteigerte Attraktion und immer neue Sinneseindrücke in möglichst kurzer Zeit, ist so eindimensional nicht länger gültig.» Slow Travel meint alles etwas langsamer anzugehen, von Plänen loszulassen, das, was getan oder erlebt wird bewusst wahrzunehmen und wertzuschätzen. Nicht die Anzahl an besichtigten Sehenswürdigkeiten, sondern die Erfahrung steht im Vordergrund – ganz nach dem Motto «less is more». Slow Travel kann in allen Preisklassen stattfinden und ist nicht nur für wagemutige Alleinreisende etwas. Im Zentrum seht die Entschleunigung und die Verbindung zu neuen Orten, zu Einheimischen und deren Kultur – und womöglich auch zu sich selbst.
Ideen für Slow-Travel Abenteuer
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um langsam zu reisen. Das Wichtigste bei dieser Art zu Reisen ist, dass man eine gewisse Aufgabe oder Mission hat. Es kann sonst sehr schnell langweilig werden, an einem Ort zu bleiben, wenn die Menschen um einen herum arbeiten oder studieren.
Studieren im Ausland: Ob ein Auslandssemester, ein Besuch einer Sprachschule oder ein Diplomkurs – im Ausland zu studieren ermöglicht es dir, mit der lokalen Kultur und den Menschen in Kontakt zu kommen und internationale Freundschaften zu schliessen.
Ehrenamtliche Tätigkeit / Voluntariat: Es gibt mittlerweile viele Plattformen über welche Freiwilligenarbeiten gefunden werden können. Oftmals verlangen die Gastgeber, dass man längere Zeit bleibt. Man lernt neue Fähigkeiten und lernt so auch Land und Leute kennen. In diesem Artikel habe ich über meine Erfahrungen zu Volunteer Jobs geschrieben.
Fernwanderwege: Wieso nicht einmal eine längere Strecke zu Fuss zurückzulegen? Ich habe bereits mehrere Langstreckenwanderungen gemacht und möchte diese Erfahrung nicht mehr missen (Hier mein Erfahrungsbericht zum Camino de Finisterre). Für mich ist das eine der schönsten Art, ein Land in Ruhe kennenzulernen.
Airbnb: Über Airbnb können Unterkünfte für längere Zeit gemietet werden. Oft kannst du so auch etwas Geld sparen, da es günstiger wird, wenn du eine Unterkunft länger mietest. Die Besitzer und Vermieter geben auch gerne Tipps weiter, was du im entsprechenden Ort besuchen musst oder nicht verpassen darfst.
Facebook: Für jede Stadt oder jeder Ort existieren Facebook-Gruppen, wo Wohnungen für einen Monat oder länger angeboten werden. Auch erfährt man über diese Plattform, was gerade so läuft, ob es Events gibt, etc.
Home Office im Ausland: Durch die Pandemie sind viele Firmen relaxter geworden, was das Thema Remote Work bzw. das ortsunabhängiges Arbeiten betrifft. Wenn du sowieso hauptsächlich am Computer arbeitest, kannst du für eine Zeit dein Home Office ins Ausland verschieben, sofern das für deine Chefs in Ordnung ist.
Wie kannst du als Reisender Slow Traveling praktizieren?
Längere Zeit an einem Ort bleiben, um neben den touristischen Attraktionen auch zu erfahren, wo die Einheimischen essen, was sie in der Freizeit machen, wie sie leben, etc.
Öffentliche Verkehrsmittel nutzen, um Routen, Strassen, Flüsse und die Geografie eines Ortes zu erfahren. Am besten ohne Plan und ohne Stress.
Lokale Spezialitäten probieren und lernen, wie sie hergestellt und aufbereitet werden. Einer meiner liebsten Orte auf Reisen ist der lokale Markt. Hier ist man am Puls und lernt nicht nur über die Essensgewohnheiten, sondern auch darüber, was die Menschen bewegt, wenn man ihren Gesprächen lauscht.
Lokale Unterkünfte nutzen, um mit Einheimischen in Kontakt zu treten. Diese kennen die Umgebung und die Gewohnheiten und geben gerne Tipps weiter.
Den Ort ohne Tourguide kennen lernen, sondern es auf eigene Faust tun und die Geschichte des Ortes beispielsweise durch Bücher lokaler Schriftsteller erfahren.
Eine Beschäftigung suchen mit denen mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt getreten werden kann. Beispielsweise regelmässig einen Yoga-Kurs besuchen oder eine Freiwilligen-Arbeit aufnehmen.